Lob, Kritik, Feedback, Beurteilung: alles Resonanz?

Newsletter  |  August 2017

Auf das Phänomen Resonanz stießen wir vor einigen Jahren, als wir in einem großen Krankenhaus mit Führungs-personen aller Ebenen arbeiteten. Wie es so oft geschieht, machte sich das Phänomen dadurch bemerkbar, dass es zu fehlen schien – jedenfalls wurde es an einigen Stellen vermisst.

Resonanz, so fanden wir dann gemeinsam heraus, ist eine Art Bindemittel für kontinuierliches, auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtetes Zusammenarbeiten.

Wer Resonanz auf sein Handeln bekommt, hat es leichter, sich am richtigen Ort, im richtigen Projekt, im richtigen Team, an der richtigen Wirkungsstätte zu fühlen.

Wer zu wenig Resonanz bekommt, neigt leicht dazu, sich zurückzuziehen, sich selbst oder andere Verantwortliche als Fehlbesetzung zu beurteilen, sich alleingelassen und überflüssig oder auch über die Grenzen hinaus belastet

zu empfinden.
Die Wirksamkeit von Resonanz reicht weit ins umgebende Feld eines Unternehmens hinein – bei einem Krankenhaus, das sich als Ort von Heilung versteht, besonders wichtig. Aber auch die Vertrauenswürdigkeit anderer Unternehmen ist ein Ergebnis positiver Resonanz.

Nein… Ja… Kommt drauf an…

Resonanz (Mitklingen, Widerklingen) ist eine Bezeichnung für das Mitschwingen eines schwingungsfähigen Systems, das an ein anderes schwingendes System gekoppelt istoder anderweitig periodisch erregt wird (Brockhaus).

Menschen können wir uns ohne jede Verrenkung als schwingungsfähige Systeme vorstellen; auch die Kopplung an andere schwingende Systeme passt, ebenso wie die anderweitige periodische Erregbarkeit.

Menschen haben verschiedene Resonanzorgane, können hören, sehen, spüren, fühlen, träumen. Allerdings müssen sie ihren Resonanzorganen Aufmerksamkeit geben, sie nutzen, pflegen und weiter entwickeln. Dann entstehen Resonanzkörper und -räume, die neue Impulse aufnehmen und wirksam machen können.

Resonanz braucht Zuhören

Resonanz braucht einen Raum, in dem es schwingen kann. Wirksam und lebendig wird dieser Raum durch Zuhören. Für Lob, Kritik, Feedback und Beurteilung ist daher folgendes wichtig:

  • Wie ist es gemeint? Um einen Schlusspunkt zu setzen wie etwa mit „haben wir uns verstanden?!“ Das führt zu einem Resonanzkollaps. Resonanz entsteht dann woanders, in Form von Wut, Zorn, Ohnmacht – der Kollaps schwingt weiter mit.
  • Wird zugehört? Darf geantwortet werden? Darf Neues entstehen? „Das ist meine Sicht der Dinge. Wie sehen Sie das?“
  • Gibt es ein verbindendes Follow up oder echte Bedenkzeit
  • Geht man gemeinsam einen Weg?

Zusammenfassend: Wird die Schwingungsfähigkeit des Raums durch die Beteiligten wirksam? Wenn ja, ist Resonanz drin. Wenn nein, nicht.

Resonanz braucht Führende, die an sich selbst arbeiten

Ein Resonanzraum entsteht durch Bewusstsein dafür, dass man einen Raum „bespielt“, in dem man mit anderen gemeinsam agiert. Allein dadurch entsteht schon ein Anfangsklimavon Offenheit und Interesse, in dem Äußerungen und Handlungen der Beteiligten Wirkung entfalten können.

Es kann etwas entstehen, das es vorher noch nicht gab. Sehr gut also für alles, was mit Zukunft und noch Unbekanntem zu tun hat. Für die „Ersteinrichtung“ des Resonanzraums ist die führende Person zuständig. Was hat sie zu tun? Nur das Eine: aus sich selbst einen Resonanzkörper zu machen.

Alle, die führen, haben oft gute Gründe, genau das nicht zu tun, sondern die Zeit sehr knapp zu bemessen und schnurstracks auf ein vorher festgelegtes Ergebnis zuzusteuern. Keine Umwege, keine Befindlichkeiten, kein Weichkram drumrum: das wird ja noch zu machen sein!

Dieser Druck kommt tief aus dem eigenen Inneren und ist die Reaktion auf etwas, mit dem man anders nicht klar zu kommen scheint. Wenn man sich nun das bewusst macht, was Angst und Druck auslöst, kann man einen Resonanzraum entstehen lassen, in dem auch Angst und Druck geäußert werden können.

Das muss man wollen. Und manchmal scheint es übermenschliche Kräfte zu brauchen.

Resonanz braucht Sinn

Was bleibt übrig, wenn Gewohntes wie Druck, Zwang, Hast, Wettbewerb auf Kosten anderer rausfliegen? Ein Sinn hoffentlich. Freude daran, etwas Neues entdecken, spüren, erfahren zu wollen. Die Bereitschaft, sich auf einen Weg einzulassen, ohne kontrollieren zu müssen. Sich zum Resonanzkörper zu machen und etwas Gemeinsames entstehen zu lassen. Voll da zu sein, im Online-Modus zu operieren und Coolspots zu ermöglichen.
Resonanz bringt Flow in Beziehungen: mit Kunden und Lieferanten, mit Internen und Externen, im Team, im Umfeld. Resonanz macht Kommunikation lebendig und verhilft Erkenntnissen zu mehr Tiefe.

Resonanz braucht Dranbleiben

Ähnlich wie in einem Orchester ist dazu mehr als ein einziger Impuls (oder Ton) nötig. Man muss dranbleiben und sich dem Geschehen zur Verfügung stellen. Sich dem Rhythmus zunächst anpassen, um ihn später vielleicht behutsam zu verändern.

Zerstörerisch wirkt aber: Weggehen, nicht mehr da und nicht mehr erreichbar sein. Das ist fatal für alle Beteiligten, die nicht einfach weggehen können, sondern geführt werden wollen. Verschwinden macht den Raum kalt und unwirtlich, und nicht einmal Trauer ist mehr möglich.

Wenn es gar nicht mehr geht, hilft Stille. Stille ist etwas anderes als gekränktes, wütendes oder verbissenes Schweigen. Stille braucht einen eigenen Newsletter – den nächsten vielleicht? Lassen wir es mal klingen.