Versackende Kommunikation: Führen aus der Resonanzkörper-Perspektive

Newsletter  |  August 2015

Das Folgende klingt für viele Führungskräfte wahrscheinlich wie ein Traum aus dem Schlaraffenland: Eine wichtige Information von oben hat es bis nach ganz unten geschafft, und die Reaktionen darauf sind ohne Probleme ganz oben wieder angekommen. Alle wissen, was zu tun ist, jeder hat es verstanden, und einem unbeschwerten Arbeiten daran steht nichts mehr im Wege.

Interne Kommunikation so zu gestalten, dass sie wirklich ankommt, auf fruchtbaren Boden fällt und etwas in Bewegung bringt, gehört vielleicht zu den schwierigsten und dennoch häufig unterschätzten Aufgaben. Aber daran zu arbeiten und darin besser zu werden ist für nachhaltigen Erfolg essentiell.

Ein Thema, das in diesem Kontext oft vergessen wird, ist Resonanz. Es ist nicht selbstverständlich, dass Botschaften automatisch „weiterschwingen“, die Empfänger so erreichen wie beabsichtigt, Resonanz erzeugen.

Damit aber Kommunikation funktionieren kann, muss das Phänomen Resonanz zunächst einmal im Bewusstsein der Beteiligten ankommen.

Wenn Kommunikation versackt

Zunächst einmal die ziemlich oft ziemlich normale Situation: man hat wichtige Nachrichten mit sofortigen Handlungskonsequenzen 

-> gibt sie an die zuständigen Führungskräfte weiter 

-> erwartet schnelles Feedback 

-> erwartet konsequentes eigenständiges Handeln der Führungskräfte bei ihren eigenen Mitarbeitern 

-> erwartet schnellste Signale, dass die Sache ins Rollen gekommen und somit erledigt ist.

Was tatsächlich wahrnehmbar passiert ist …nichts. Oder, fast noch schlimmer: Rückmeldungen, die schablonenartig, höflich nett und gänzlich leer sind.

Hören die anderen einem nicht mehr zu? Hat man sich nicht klar ausgedrückt? Wollen sie einen vielleicht sabotieren, hängen lassen oder einen kleinen Machtkampf durch-ziehen?

Wenn man diese Gedanken einmal beiseite lässt und genau hinsieht, kommt man vielleicht zu Bildern wie „ich spreche gegen den Wind“, „die Tür ist zu“, „da ist keiner“ oder „es versackt“.

 

Resonanz kommt ins Spiel

Es reicht einfach nicht, seine Botschaften möglichst laut und klar hinauszubrüllen, denn etwas fehlt zur Zeit: Resonanz. Das, was schwingen lässt, das trägt, das moduliert, das den Klang angereichert zurückwirft. Etwas, das die Beteiligten gerade auch auf Distanz miteinander verbindet.

Jeder kennt es von Musikinstrumenten und Konzerträumen: Resonanz braucht einen angemessenen Resonanz-Körper. Und Resonanzkörper brauchen Pflege, Behutsamkeit, Sauberkeit, Achtung von Grenzen und Respekt für Sinn.

Gute Resonanzkörper sind darauf ausgerichtet, bestimmte Klänge, eine bestimmte klangliche Qualität und eine bestimmte Wirkung von Klängen zu erzeugen. Sie  lassen sich auch über Entfernungen hinweg von anderen Resonanzkörpern zum Klingen bringen.

Resonanz und Resonanzkörper sind eine Führungsperspektive, um mit dem Phänomen versackender Kommunikation umzugehen. Denn der Sack ist ja genau das Gegenteil eines Resonanzkörpers: man steckt etwas hinein, es steckt drin und … macht nichts mehr.

 

Respekt für Sinn: Resonanz braucht Bewusstsein

Wer zu Resonanz als Führungsinstrument findet, wird schnell ein Gespür dafür entwickeln, welche Kräfte und Möglichkeiten im Feld wirken. Und damit man von ausgelösten Resonanzen nicht weggerissen wird, besinnt man sich am besten auf den Sinn.

Sinn-Orientierung hilft dabei, die Art der Resonanz im Auge zu behalten. Vorurteile, Intrigen und im Extremfall Shitstorms zu säen, bringt zwar viel Resonanz, ist aber eine solche Atmosphäre gewünscht? Gerade wenn man Neues und Kreatives weiterbringen will, ist Vorsicht geboten, denn die Empfänger können mit den Klängen vielleicht noch nichts anfangen.

Wenn der Sinn im Alltagsgeschehen Resonanz finden soll, braucht es Führung. Führende sind die, die sagen „hier bin ich und will mich so engagieren, dass man mir vertrauen kann. Ich bin da, wenn ich gebraucht werde, habe Zeit und bin ansprechbar.“ Wenn man will, ist genau das Souveränität.

Im Falle versackender Kommunikation klafft hier die entscheidende Lücke: Die für den funktionierenden Resonanzraum entscheidenden Positionen sind gerade nicht besetzt, Klänge und Schwingungen werden nicht aufgenommen, moduliert und weitergegeben, sondern verschwinden im Sack.

Im Führungsalltag sieht es dann so aus, als wären die Beteiligten blind, taub, bewegungsunfähig oder „von Sinnen“. Und dabei wäre es eigentlich einfach, eine klare Position einzunehmen und aus ihr heraus zu kommunizieren. Als Sprechender, als Zuhörender, als zum Wohlbefinden des Geschehens Beitragender. Oft fehlt einfach nur das Bewusstsein dafür.

 

Führen aus der Resonanz-Perspektive braucht eine Kultur-Entscheidung

Wo es in einem Team, einem Unternehmen, einer Organisation gut läuft, ist eine Basis-Resonanz als Grundton da. Sie bewirkt, dass man sich wie zuhause fühlen kann, und dass man gemeinsam zu Leistungen und Ergebnissen kommt, die man nicht hätte vorhersagen können. Oft sogar spielerisch. Man weiß, dass immer wieder Coolspots möglich sind.

 

  • die Situation erkennen und anerkennen: ja, sie ist da. Und jetzt
  • Bewusstsein einbauen: die eigene Position bewusst  einnehmen und spüren, was einen zur Zeit bewegt oder vielleicht auch unbeweglich macht
  • Resonanzkörper etablieren: langsamer werden und die Beteiligten in einer ruhigen Atmosphäre zusammenbringen
  • Resonanzkörper einstimmen: gemeinsam und urteilsfrei sehen, wo die Einzelnen zur Zeit stehen und welche individuellen Ziele und Intentionen sie in den Kreis mitbringen
  • Resonanzkörper ausrichten und erfolgsfähig machen: allmählich finden, welches die aktuellen gemeinsamen Ziele und Intentionen sind
  • Resonanzkörper arbeiten lassen: einen Fall herausgreifen und erspüren, was man zur Zeit nicht sieht oder hört, wofür man keinen Nerv hat oder was störend ist. Das würdigen und für möglich halten, dass es ein ungenutztes Potenzial sein könnte
  • Resonanzkörper außenwirksam machen: Entscheidungen treffen, die nächsten Schritte überlegen und mit der Aussicht auf das nächste Treffen auseinandergehen