Der interne Online-Modus: sich selbst und andere wirksam führen
Newsletter | September 2016
Woran denken Sie, wenn Sie „Spaß an der Arbeit“ lesen? Obwohl ihn vermutlich jeder erleben will, sich vielleicht sogar ein wenig danach sehnt, gilt Spaß bei der Arbeit häufig als unerreichbare Träumerei: zu schön, um wahr zu sein.
Oder er wird herbeigeredet: „Bei uns sind alle Mitarbeiter glücklich“. Schaut man aber hinter die Kulissen, scheinen das nicht unbedingt alle so zu sehen.
Wer zugibt, Spaß an der Arbeit zu haben, wird leicht der Faulheit verdächtigt. Das macht es schwer, darüber zu sprechen: Wer ihn erlebt, behält es für sich. Ist Spaß an der Arbeit gar nicht nötig?
Aus unserer Sicht schon. Phasen, in denen es nicht gut läuft, gehören zwar ebenso zum Arbeitsalltag wie Erfolge. Doch wird häufig unterschätzt, wie wichtig es für den Erfolg ist, Spaß und Glück individuell und auch gemeinschaflich zu spüren. Nicht in der Art von Friede-Freude-Eierkuchen,
sondern als etwas Positives, das sich aus dem Sinn des Arbeitens in einem Unternehmen ergibt und bei den Beteiligten ankommt.
Da kommt ins Spiel, was wir „internen Online-Modus“ nennen. Mit etwas Übung kann er sich einstellen, wenn er gebraucht wird.
Zufriedenheit darf nicht sein
Die Führungsperson hat etwas Unmögliches geschafft. Ihr Team, von Konflikten und Rückschlägen stark getroffen, stellt schließlich doch ein Projekt fertig, das zum großen Erfolg wird. Unermüdlich hat bis dahin die Führungsperson alle zum Weitermachen ermutigt, hat geschlichtet, mit einzelnen Personen immer wieder Gespräche geführt. Aber nichts schien zu helfen. Wenige Wochen vor der Deadline noch gab es die Idee, einfach alles abzublasen. Aber dann war es plötzlich doch noch geschafft.
Und was war die Reaktion der Führungsperson? „Damit hatte ich gar nichts zu tun. Es war reine Glückssache, und es hätte auch viel schneller gehen müssen. Eigentlich ist das Ergebnis auch nicht optimal. Ich weiß gar nicht, ob ich diesen Job überhaupt kann.“
Der interne Online-Modus
Der interne Online-Modus ist ein Zustand der Verbundenheit mit sich selbst und anderen, der dazu führt, dass alle Kräfte wirksam werden. Er kann sich aus dem eigenen Inneren und aus der Zusammenarbeit mit anderen ergeben, sich auf andere übertragen und bei allen Resonanz erzeugen. Wenn man ihn will, beginnt man immer bei sich selbst.
Erfolg und Gelingen führen nicht automatisch in den internen Online-Modus: Die Führungsperson aus dem Beispiel oben hat zwar lange in diesem Modus agiert. Aber als alles getan ist, stürzt sie ab, verliert den Mut, spürt den Erfolg nicht, ist plötzlich ganz allein. Jede Verbindung zu dem, was sie ausmacht und ausstrahlt, ist gekappt. Plötzlich ist sie in einer Art Offline-Modus, kann die eigene Wirksamkeit nicht mehr spüren, den eigenen Anteil am Erfolg nicht mehr wahrnehmen. Dem Signal zum Feiern kann sie nicht folgen. Zum Glück kann sie all das zum Ausdruck bringen.
Es gibt Wege in den internen Online-Modus
Um einen Erfolg fortzusetzen oder beim nächsten Mal leichter zusammen zu arbeiten, müssen das Positive und die Fortschritte erst einmal wahrgenommen werden. Erst wenn alles abgearbeitet ist, wenn Blockaden und Hindernisse sich in Weiterbringendes transformieren, wenn die Führungsperson weiß, was sie da geschafft hat und was der Freude im Weg stand, kann der Online-Modus wieder erreicht werden.
Das erfordert viel Disziplin, Ausdauer, Übung und ein Mindestmaß an Vertrauen in sich selbst, damit Positives nicht immer wieder kleingeredet wird und man sich nicht im Kreis dreht. Auch positives Feedback aus authentischen Quellen wie Kollegen, Partnern oder Freunden sollte bewusst entgegengenommen werden. Dabei geht es nicht darum, den Offline-Modus auszulöschen (ohnehin nicht möglich), sondern ihn wahrzunehmen und auch wieder verlassen zu können.
Interner Online-Modus und wirksames Führen
Gefragt ist also die Fähigkeit, sich selbst immer wieder in einen Zustand zu versetzen, der weiterbringen möchte. Die Frage, die man sich dazu stellen kann: „Welche Fähigkeiten bringe nur ich mit, und was muss ich deshalb besonders üben?“ In einer Band oder einem Chor ist diese Frage schnell beantwortet, da nur bestimmte Musiker bestimmte Instrumente bedienen oder in bestimmten Tonhöhen singen. Jede/r übt zunächst für sich selbst und lässt sich an entscheidenden Stellen durch die Gruppe ergänzen. Das sorgt dafür, dass man sich mit den eigenen Fähigkeiten und mit den anderen verbinden kann.
Im internen Online-Modus kann man deshalb wirksam führen, weil man sich selbst so vorbereitet, dass man bei allen Konflikten und Hindernissen immer noch weiß, wo man steht. Selbst wenn dieses Wissen kurz verloren geht, ist klar, dass es wiederkommen wird. Durch regelmäßiges Üben und besseres Wahrnehmen dessen, was man kann und was man ins Team bringt, steigt die Wahrscheinlichkeit, immer wieder leicht in den internen Online-Modus zu finden.
Was macht den internen Online-Modus aus?
- dem Leben zugewandt
- ein Weg ist zu gehen
- er braucht Vorbereitung und Übung
- er macht individuelle Fähigkeiten verfügbar
- er erlaubt Wirksamkeit, die ausstrahlt
- er lädt dazu ein, sich zu bewegen und damit auch andere zu bewegen
- er braucht Vertrauen und kann nicht von außen diktiert oder herbeigeredet werden
- er schafft Verbindung und löst Getriebensein auf
- ihm schaden: Selbstmitleid, Blindheit für eigene Privilegien, Fähigkeiten, Rang
- er macht stark