Erfrischung für Erwartungen: Vision, Intentionen, Ziele, Wünsche

Newsletter  |  Oktober 2019

„Das hier ist aber etwas ganz anderes, als ich erwartet habe.“ Oder „Meine Erwartungen an dieses Meeting sind die folgenden …“ Das hören wir häufig zu Beginn einer Arbeitssitzung.

Wenn sich dann das Ende nähert und fast alles fertig ist, kommt manchmal so etwas wie „Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt, ich bin jetzt kein Stück weiter als vorher.“

Erwartungen scheinen die Welt zu steuern und das geeignete Rezept zu sein, um, wenn alles vorbei ist, mit einem Schulterzucken zu sagen „man kann ja sowieso nichts machen“ und „das wusste ich vorher schon.“

Wenn man sich allerdings als lebendigen Akteur im Geschehen wahrnimmt, heißen die entscheidenden Fragen jetzt: was mache ich aus dem, was jetzt vor mir liegt? Was kann ich tun, damit das Beste geschehen kann?

Ganz besonders gilt das, wenn man als Team-Mitglied in einem WIR-Prozess mitarbeitet. Denn dann will man ja gerade nicht da hängenbleiben, wo es bisher nicht weiterging.

Wenn man einigermaßen gut drauf ist und zukunftsfähig handeln (vielleicht sogar führen!) möchte, wird man Erwartungen zur Kenntnis nehmen. Und ihnen dann etwas Eigenes und Erfrischendes beimischen.

Erwartungen pur

Eine Erwartung ist die „gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse“. Sie kann diffus sein, oder auch den „Charakter einer präzisen Vorstellung annehmen“ und von „Hoffnung, Furcht oder Ungewissheit begleitet“ sein. „Fehlreaktionen, die darauf zurückzuführen sind, dass die erwartete Situation nicht eintritt, werden als Erwartungsfehler bezeichnet.“ (alle Zitate: Brockhaus 1988)

Zukünftige Ereignisse gedanklich vorwegnehmen und hoffen oder fürchten, dass sie eintreten: Wenn Sie nicht gerade im Risikomanagement tätig sind, sondern sich auf der Innovations- und Transformationsseite sehen, kann das ziemlich mutlos und traurig machen.

Besonders mutlos und traurig, wenn man daran denkt, dass die Zukunft vor allem Unbekanntes und Überraschendes bereithält. Sogar Undenkbares und Unvorstellbares. Vielleicht sogar das Allerbeste, was geschehen könnte. Erwartungen hängen eher an Gedachtem und Erfahrenem aus der Vergangenheit.

Erwartungen rufen nach Erfrischung

Mit welchen Beimischungen erlöst man Erwartungsstagnation und wird zukunftsfähig? Hier sind vier Alternativen, die sich ergeben, wenn man bewusst mit den eigenen Möglichkeiten umgeht. Jede von ihnen hat eigene Qualitäten. Und alle wirken erfrischend und belebend. Sie begünstigen Kreativität und erlauben Prozesswege, die fokussiert sind und gleichzeitig für Überraschungen offen bleiben.

#1 Vision

In nicht-linearer Betrachtung ist eine Vision das, was man wahrnimmt, wenn die Zukunft einen gerade „ansieht“. Es „erwischt“ einen auf einem Wahrnehmungskanal, der gerade aufnahmebereit ist: das können Bilder sein oder auch Töne, Bewegungen oder Empfindungen. Visionen sprechen eine Sprache, die in einem bestimmten Moment ihren Empfänger erreicht. (Er oder sie hat dann manchmal einige Mühe, sie auch anderen zugänglich zu machen.) Visionen können Sicherheit geben, ohne dass man es näher erklären könnte.

Als wir bei Fendel & Partner an der Vision zu unserer Tätigkeit arbeiteten, ergab sich das Bild, in die untergehende Sonne zu reiten (für Fans von Lucky Luke leicht verständlich): Unsere Dienstleistungen müssen immer einen Anfang und ein klares Ende haben. Wir dürfen mit unseren Kunden nicht „verkleben“.

#2 Intentionen

Man entscheidet sich dafür, eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Man bricht von einem Ort auf und bewegt sich in diese Richtung. Was sich dabei ergeben wird, darf zu Beginn unklar und unbekannt sein. Intentionen sind ein wunderbares Mittel, um sich Unbekanntem zu stellen. Man steht für eine bestimmte Richtung und gibt anderen damit erstaunlicherweise sogar Sicherheit (man ist verlässlicher Gastgeber) für den Weg, den man beschreitet. Intentionen können sehr einladend für andere sein, zum Mitmachen, Ausprobieren und gemeinsamen Entdecken.

#3 Ziele

Ziele sind präziser und schärfer als Intentionen. Da hat sich ein/e Akteur/in entschieden, wohin sie/er will und wie der Zielort beschaffen sein soll. Das Besondere bei einem sauberen Ziel ist, dass der/die Autor/in und Akteur/in sich selbst an die Arbeit macht und nicht von anderen „erwartet“, dass sie das Ziel erreichen. Die Akteur/in und Autor/in eines sauberen Ziels übernimmt selbst Verantwortung und lädt andere zum Mitmachen ein. Das Ziel muss also auch einladend sein. Es sollte auch keinen „Müll“ generieren, dessen Beseitigung von anderen „erwartet“ wird.

Saubere Ziele, die man für sich selbst, im Team oder für das ganze Unternehmen setzt, sollten auch Sinn stiften, keinen Schaden anrichten und dem Wohl des gemeinsamen Ganzen dienen. So kann man sie aufrichtig vertreten und muss nichts verstecken.

#4 Wünsche

Wünsche sind etwas ganz Besonderes: völlig offen im Hinblick auf ihre Realisierung. Wünschen darf man sich ja bekanntlich alles. Im betriebswirtschaftlichen Geschehen sind sie weder excel- noch bilanzfähig. Aber sie können Menschen inspirieren und als Basis für kohäsive Veränderungen dienen.

Empfehlung für den Führungsalltag

Wenn Sie mit anderen gemeinsam überraschend gute Ergebnisse erzielen wollen, entscheiden Sie, ob Sie sich auf Erwartungen beschränken wollen. Manchmal mag das nötig sein, um zu wissen, wo man steht. Wenn Sie Ihr Projekt oder Ihren Prozess dann erfrischen und beleben möchten: Schaffen Sie eine Atmosphäre, die eine Vision, Intentionen, Ziele und Wünsche erlaubt. Zeigen Sie sich selbst dabei und engagieren Sie sich. Um Erwartungen brauchen Sie sich nicht zu kümmern; die kommen von selbst oder sind schon da ;-).