Zeit für Stille und Weisheit, Zeit für Geduld

Newsletter  |  Januar 2014

Viele Menschen mögen den Montag nicht oder fürchten ihn sogar. Montags startet eine neue Runde von etwas, das man vielleicht freitags erleichtert hinter sich gelassen hat. Gute Vorsätze und die Befürchtung, dass man sie auch in dieser Woche nicht erfüllen kann, können im Clinch miteinander liegen. Für Menschen, die diesen etwas speziellen Charme des Montags kennen, gibt es noch eine Steigerung: den Januar. „Der Januar ist der Montag des Jahres“, so haben es unsere Töchter formuliert. All die guten Vorsätze zum Jahreswechsel, und dann kommt es zum Fehlstart! Man findet einfach den Anfang nicht. 

Dankbarkeit & Zeit für Stille

In der Lehre der chinesischen fünf Elemente oder Wirkkräfte fällt der Januar in die Periode des Wassers. Diese winterliche Periode steht für Weisheit, und es geht in die Tiefe (manchmal sogar ins Bodenlose, s.o.). Was man „eigentlich“ brauchte, sind Vertrauen und Intuition, um diese Phase für kontemplative Stille zu nutzen. Stattdessen: Angst und Furcht, es nicht zu schaffen, nicht wieder auf die Beine zu kommen und den Anschluss zu verpassen. Wie soll man denn auch darauf vertrauen, dass ausgerechnet aus solcher Stille genau die Impulse kommen könnten, die für den nächsten Schritt nötig sind? Mit Geduld vielleicht?

Nicht schnell genug?
In unserem Team hat derzeit oft einer den Eindruck, wir wären viel zu langsam und kämen nicht von der Stelle. Es kann reihum jeder von uns sein, der dieser Stimme Ausdruck verleiht. Wenn es gut läuft, widerspricht ein anderer und sagt: „wäre es schneller möglich, würden wir es schneller machen. Wir haben genau das richtige Tempo.“ Wenn es gut läuft, ist das auch wirklich ein Trost. Wenn es aber nicht gut läuft, hilft gar nichts mehr. Und daran sieht man, dass es wohl nicht an dem liegt, was passiert. Sondern es hängt davon ab, wie man mit dem Geschehen umgeht. Eine Frage der Perspektive also.

„Gute Vorbereitung ist die halbe Miete“

Je komplexer eine Aufgabe ist, desto wichtiger ist es, sie adäquat vorzubereiten. Das verlangt Präzison und Gespür für das Feld, außerdem einen angemessenen Umgang mit Zeit. Ein neues Jahr zu beginnen, einen neuen Planungszeitraum, eine neue Vegetationsperiode, ist etwas sehr Komplexes. Vieles daran kann man aktiv betreiben: den Boden vorbereiten, die Maschinen instandsetzen, säen, gießen. Vieles muss man aber auch geschehen lassen, weil man es nicht selbst beeinflussen kann. Den richtigen Zeitpunkt für ein wichtiges Gespräch zum Beispiel, damit man den Gesprächspartner nicht auf dem falschen Fuß erwischt.

Gibt es für alles einen richtigen Moment?

Mindestens einen. Falsche Momente gibt es wahrscheinlich unzählige. Zum Säen ebenso wie zum Ernten. Und es gibt für alles eine Ruhezeit, sogar für Mürbe- oder Hefeteig. Ein Braten, den man zu früh aus dem Ofen nimmt, ist nicht gar. Ein Projekt, das man auf Biegen und Brechen in zu kurzer Zeit durchboxen will, kann seine Wirkung nicht entfalten und wird nicht geliebt. Einen Konsens im Team kann man nicht herbeibomben. Aber wann wird aus „schnell“ „hastig“? Aus einer vermeintlichen Abkürzung ein Umweg? Wie weiß man, dass die Zeit für etwas reif ist? Wenn man entspannt ist, scheint es gar nicht so schwierig zu sein, aber wenn einem die Zeit im Nacken sitzt, kann man daran verzweifeln.

Ist es wirklich die Zeit, die uns im Nacken sitzt?

Das letzte Kapitel unseres Buches braucht Aufmerksamkeit, der Newsletter soll raus, Kundenprojekte sind in Vorbereitung, neue Kunden wollen gewonnen werden. Und um unsere Arbeit gut zu machen, brauchen wir Phasen von Ruhe und Stille zur eigenen Reflexion, zum „Runterkommen“, um wieder leer zu werden für das nächste Neue und Unbekannte. Das alles brachte uns auf die Idee, unsere Newsletter 2014 unter das Motto zu stellen:

Wirklich schnell sein

Und damit wir das hinkriegen, müssen wir jetzt erstmal langsam werden. Das Beeilen hat bis jetzt außer Konflikten wenig gebracht, und wir wollen uns nun darauf konzentrieren, Vertrauen zu schaffen. Das braucht Zeit und Stille und Aufmerksamkeit.