Unerbittliche Blockadekräfte wahrnehmen, respektieren und nutzen

Newsletter  |  Oktober 2017

Drei Grundprinzipien gilt es zu verfolgen, wenn man zukunftsfähig führen will:

  1. Raum öffnen
  2. Bewegung möglich machen
  3. Unbekanntes kommen lassen.

Auf diesem Weg hatten wir zu einem sensationell wirksamen Heilmittel gefunden: Dankbarkeit. Und diesem Thema unseren letzten Newsletter gewidmet. Was passierte? 30 % der versandten Newsletter bouncten, erreichten ihre Empfänger nicht, sondern landeten in der Spam-Tonne.

Die hart gesottenen und unerbittlichen Spam-Algorithmen hatten entschieden: 1. Raum zumachen, 2. keine weitere Bewegung, 3. Keine Überraschungen!

Wieso? Wir hatten Höchstleistung & Dankbarkeit in die Betreffzeile geschrieben. Weil beide zusammen eine unschlagbare Kombination sind. Wir hatten nicht daran gedacht, dass die einschlägigen Algorithmen bei „Höchstleistung“ wahrscheinlich immer

nur an eine einzige ganz bestimmte Höchstleistung denken. Und dann dichtmachen. Konsequent, eindeutig, unerbittlich. Ohne jede Perspektive von Zukunft.

Die unerbittlich blockierenden Algorithmen inspirierten uns dazu, uns auch ähnlichen Kräften zuzuwenden, die in anderen Zusammenhängen wirken und zukunftsfähiges Führen behindern, wenn nicht sogar vollkommen blockieren.

Gefunden haben wir vier treibende Kräfte. Wer sie sind, woher sie kommen und was man mit ihrer Energie tun kann, wenn man ein wenig paradox an die Sache herangeht, das finden Sie im folgenden.

Der Fluss muss fließen

Das Werden von Veränderungen und Transformationen braucht Zeit: zum Heranwachsen, Ausprobieren, Reifen-lassen, für kleine und große Quantensprünge, für neues Verständnis und Bewusstsein, für entscheidende Etappen und Momente. Wenn dieser Fluss fließen kann, ist mit Sicherheit eine Führungskunst am Werk, die die beteiligten Menschen immer wieder erreicht. Dann kann bei allen die Zuversicht wachsen, auf einem guten Weg zu sein und an etwas Sinnvollem zu arbeiten. Dieser Fluss ist in der Lage, (fast) alle mitzunehmen, und er gibt Ruhe und Tiefe.

Wunderbar, wenn man so führen kann.
Wunderbar, wenn man den Alltag so erleben kann.
Wunderbar, dass es manchmal wirklich so ist.

Was aber, wenn der Fluss nicht fließen will?

Die unerbittlichen Vier

Ein großer Teil der Kunst, zukunftsfähig zu führen und sich führen zu lassen, besteht also darin, die beteiligten Menschen zu erreichen. Zukunftsfähigkeit braucht engagierte Einzelne und engagierte Teams, die in der Lage sind, auch in schwierigen Prozessen und über längere Zeit wirklich zusammenzuarbeiten und daran Freude zu haben.

Allerdings lassen sich Menschen auch erreichen, sozusagen „ins Mark treffen“, wenn man diese Kräfte umkehrt und gegen sie wendet. Wenn man sie persönlich angreift, kritisiert oder ausschließt, benutzt oder missbraucht man ihre Erreichbarkeit dazu, den Fluss destruktiv und heftig zu stören und tiefgreifende Blockaden auszulösen. Vier besonders unerbittliche Kräfte sind:

 

  • Sich durch Opferhaltung entziehen (defensiveness)
  • Vernichtende Kritik üben (critisism)
  • Abschotten und Nähe verweigern (stone walling)
  • Verachten (contempt)

Das Gottman-Institute, dessen Begriffe wir ins Deutsche übertragen haben, schreibt diesen Kräften eine so verheerende Wirkung für Beziehungen zu, dass es sie mit den vier apokalyptschen Reitern der Mythologie vergleicht.

Sie wirken deshalb so raffiniert, weil sie die Menschen tief in ihrem Inneren angreifen und in Frage stellen. Dabei kommen sie meist nicht offen und direkt daher, sondern tendenziell reaktiv, geben sich unschuldig und reklamieren Recht und Moral für sich. Unerbittlich haben sie es auf jede Art von Glück abgesehen.

Direkte Wirkung der unerbittlichen Vier

Sich durch Opferhaltung entziehen: das Gegenüber in eine moralisch begründete Falle bugsieren und dort zappeln lassen, indem man sich selbst als Opfer darstellt und das Gegenüber dadurch zum Täter macht.

Vernichtende Kritik üben: den anderen klarmachen, dass sie es nicht bringen und nichts wert sind. Ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen.

Abschotten und Nähe verweigern: um sich herum Mauern errichten, das Gegenüber einfach abprallen lassen und ihm keinen Zugang gewähren.

Verachten: das schwerste Geschütz. Das Gegenüber für unwert erklären und ihm seine Existenzberechtigung absprechen.  Zermürbung durch permanente Bedrohung.

Ausweg: hinein in den internen Online-Modus

Wenn man dazu bereit ist, kann man auch „tödlich“ wirkende Kräfte als Signal für Lebendigkeit auffassen. Fühlt man sich also von Blockadekräften in den internen Offline-Modus getrieben, kann man das als Aufruf dazu nutzen, in den eigenen internen Online-Modus zu finden.
Nur aus dem Online-Modus heraus kann man Blockadekräfte „enttarnen“, spielerisch mit ihnen umgehen, alternative Handlungsmöglichkeiten finden und wieder beweglich und führungsfähig werden, indem man sich  – wie beim Tanzen – führen lässt.

Wahrnehmen – respektieren – nutzen

Das sind die drei Grundschritte, die für den Tanz mit Blockadekräften zu lernen sind. Sie ergeben sich aus unseren Grundprinzipien für zukunftsfähiges Führen. Aus dem internen Online-Modus entsteht die Tanzhaltung, mit der man die Schritte machen kann:

  • Wahrnehmen. Den Raum öffnen: „ok, Blockadekraft, ich sehe und spüre dich. Es gibt dich.“
  • Respektieren. Unbekanntes kommen lassen: „auch wenn es mir nicht gefällt, bin ich damit einverstanden, dass es dich gibt. Dass du dich jetzt meldest, hat einen Grund. Ich höre dir zu.“
  • Nutzen. Bewegung möglich machen: „ich möchte dich als Signal für mein eigenes Weiterkommen auffassen. Welche Botschaft hast du für mich versteckt? Was kann ich daraus machen?“

Einer Blockadekraft stellt man sich am besten, sobald sie auftaucht. Das erleichtert klare Grenzen und den Zugang zum internen Online-Modus.